Sicher kennt ein Großteil von euch die üblichen Vorurteile: „Vegane Hundeernährung?!? Das kann doch nicht gesund sein! Da fehlt das Fleisch, das Protein! Was ist mit den Vitaminen? Das ist doch unnatürlich! Da müssen Mangelerscheinungen auftreten! Das ist ungesund!“.
Tatsache ist, dass der Hund nicht das Fleisch an sich braucht, sondern die Nährstoffe, die darin enthalten sind. Diese kann man dem Hund auch auf pflanzlicher Basis zur Verfügung stellen…man muss nur wissen wie! Wir von VEGDOG werden sehr häufig mit diesen Aussagen konfrontiert. Das ist Grund genug, die vegane Hundeernährung einmal für euch medizinisch zu beleuchten. Außerdem möchten wir eine Empfehlung aussprechen, welche Untersuchungen für eure vegan lebenden Vierbeiner tatsächlich Sinn machen und wie ihr euch rückversichern könnt, dass diese ein langes und gesundes veganes Hundeleben vor sich haben.
Zuerst einmal sollte immer die genaue Betrachtung der verabreichten Ration im Vordergrund stehen.
Füttert ihr ein Fertigfutter?
Ist dieses als Alleinfuttermittel deklariert?
Dann sollte der Bedarf an allen für den Hund wichtigen Stoffen eigentlich gedeckt sein. Leider gibt es auch hier immer wieder schwarze Schafe unter den Futtermittelherstellern. Manche dieser Futtermittelhersteller weisen ihr Futter zwar als Alleinfutter aus, aber verzichten dabei auf eine Ergänzung mit essentiellen Zusatzstoffen.
Bei einem veganen Alleinfutter ist z.B. ein Zusatz von Carnithin und Taurin, Vitamin B12, Kupfer, Zink sowie Rohstoffen, die EPA und DHA enthalten, notwendig. Ob diese tatsächlich essentiell sind, ist noch nicht bewiesen. Wir empfehlen, hierbei dennoch kein Risiko einzugehen und fügen sie aus diesem Grund all unseren Futtermitteln bei.
Anders sieht es aus, wenn die vegane Mahlzeit für unsere Fellnasen selbst zubereitet wird.
Hier kann man unbewusst einiges falsch machen. Grund dafür ist ein Mangel an Wissen über die ernährungsphysiologischen Bedürfnisse des Hundes. Das allerdings hat nichts mit der veganen Ernährung zu tun. Der Hund braucht schließlich nicht das Fleisch an sich, sondern dessen Bestandteile. Diese können durch verschiedene pflanzliche Zutaten ebenso gut zur Verfügung gestellt werden.
Jeder, der sich dazu entschließt sein Futter selbst zu kochen oder zu barfen, kann unbewusst in einige Fallen tappen.
Unsere lieben Vierbeiner haben einen Grundbedarf an vielen verschiedenen Nähr- und Mineralstoffen sowie Spurenelementen und Vitaminen. Dieser muss unbedingt gedeckt werden und variiert je nach Alter, körperliche Verfassung und Gesundheitszustand. Findet eine Unter- oder Überversorgung statt, kompensiert das der Hundekörper sehr lange, meist über viele Jahre. Veränderungen im Blutbild sind dann meist noch nicht zu erkennen. Der Status Quo im Blut wird hierbei auf Kosten verschiedener Organsysteme beibehalten.
Treten dann irgendwann Symptome einer Fehlernährung auf, wird es allerhöchste Zeit, die eigenen Fütterungsgewohnheiten zu überdenken.
Anzeichen einer schlechten Versorgung können vielfältig sein. Ein Mangel an Kupfer, Zink und verschiedenen Vitaminen äußert sich z.B. in einem ungesund aussehenden Fell und reduzierten Immunsystem.
Knochendeformationen oder gar –brüche treten bei fehlerhafter Versorgung mit Kalzium und Phosphor auf. Ein Zuviel an Jod führt zur Überfunktion der Schilddrüse- der Hund magert ab. Zu wenig Jod bewirkt das Gegenteil.
Wir empfehlen ‘ungerne’, verschiedene teure Blutprofile anfertigen zu lassen, um ernährungsbedingte Erkrankungen zu erkennen. Diese sind oft nicht aussagekräftig und lassen nur schwer erkennen ob eine Mangelernährung vorliegt. In unseren Augen ist das Geld besser in einen Spezialisten (Tierarzt mit Zusatzbezeichnung „Ernährungsberatung für Kleintiere“) investiert, der eine ausgewogene und bedarfsgerechte Ration für eure lieben Vierbeiner erstellt oder Eure aktuellen Fütterungsgewohnheiten überprüft. Das gibt euch Gewissheit, dass der Hund keinen Mangel erleidet und ein langes, gesundes Leben führen kann. Das Blutbild wäre in diesem Fall nebensächlich.
Wollt ihr trotzdem etwas untersuchen lassen, dann entscheidet euch am besten für ein großes Blutbild. Hier sind neben den Blut- und Entzündungszellen auch die Organparameter zu erkennen. Bei erhöhten Schilddrüsenwerten könnt ihr dann schon einmal aufhorchen und Euch fragen wie die Jodversorgung eures Hundes aussieht. Die Nierenwerte verraten euch, ob eine zu hohe Belastung durch Überdosierung verschiedener Stoffe vorliegen könnte. Belastend wirken hier vor allem ein überdurchschnittlich hoher Gehalt an Protein und/oder Phosphor in der Ration. Und die Leber als Hauptstoffwechselorgan des Hundekörpers verrät früher oder später (manchmal leider auch zu spät), ob etwas im Argen liegt. Auch hier ist ein hoher Gehalt an Proteinen (besonders wenn schwer verdaulich) kontraproduktiv. Viel Vitamin A und Kupfer setzen der Leber ebenfalls zu, da diese hier verstoffwechselt werden.
Natürlich gehen dem Ganzen häufig Grunderkrankungen voraus, die aber durch die Zusammensetzung der Nahrung erheblich (positiv und negativ) beeinflusst werden können. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, den Gehalt an Kalzium, Phosphor, Zink, Kupfer, Vitamin B12 und Co im Blut überprüfen zu lassen. Wie bereits erwähnt, können aber Werte im Referenzbereich eine schlecht zusammengesetzte Ration tarnen und erst nach einem längerer Zeit zu Problemen führen.
Hier findet Ihr die häufigsten Fallen in die man beim selber Kochen einer veganen Ration tappen kann:
- Übertragung Mensch auf Hund: Hund und Menschen haben einen von Grund auf unterschiedlichen Bedarf an den meisten Nährstoffen. Deswegen ist eine Verfütterung menschlicher Rationen leider vollkommen ungeeignet für unsere Vierbeiner.
- Das viel beachtete Protein ist ein wesentlicher Knackpunkt bei der veganen Ernährung unserer Hunde. Nicht nur die Deckung des Bedarfs, sondern auch die Zusammensetzung des Aminosäureprofils ist ausschlaggebend.
- Das Kalzium- Phosphor- Verhältnis liegt idealerweise bei 1,3:1. Dieses zu berechnen ist nicht ganz einfach und sollte einem Spezialisten überlassen werden. Der Spiegel von Kalzium und Phosphor im Blut wird auch bei fehlerhafter Ernährung lange konstant gehalten. Darunter leiden dann Knochen und Co aus denen die Mineralstoffe bezogen werden.
- Kupfer und Zink sind Spurenelemente, die in den meisten selbst zubereiteten Rationen fehlen. Sie kommen meist nicht in der benötigten Menge in natürlichen Futtermitteln vor und müssen deshalb in der Regel zugesetzt werden. Ein Mangel macht sich nach einiger Zeit durch ein mattes Haarkleid bemerkbar.
- Jod kommt in verschiedenen Algen vor. Diese enthalten das essentielle Spurenelement in so reichhaltiger Menge, dass eine Überversorgung mit negativem Effekt auf die Schilddrüse häufig auftritt.
- Ein Mangel an B- Vitaminen ist nicht selten. Das ist schade, da man diese nicht überdosieren kann und ein Zuviel an B-Vitaminen einfach ausgeschieden wird. Der Zusatz dieser Gesundheitsbooster ist deshalb unbedenklich.
- Jeder zubereiteten Ration sollten ca. 1g/kg hochwertiges Öl (Leinöl, Distelöl, Borretschöl, Nachtkerzenöl,…) hinzugefügt werden, da nur hier die essentiellen Fettsäuren enthalten sind. Da das viele Kalorien mit sich bringt, müssen die übrigen Bestandteile der Ration reduziert werden.
- Erkrankte Tiere haben einen anderen Bedarf an verschiedenen Stoffen und müssen deshalb immer eine auf ihren Gesundheitszustand ausgelegte Ration erhalten!
- Welpen verzeihen Fehler in der Ernährung viel schlechter als ausgewachsene Hunde! Sie befinden sich in der Hauptwachstumsphase, haben einen erhöhten Bedarf an Protein und können bei Mängeln in der Versorgung mit Kalzium und Phosphor nicht mehr zu behebende Knochendeformationen ausbilden!!!
Habt ihr Fragen rund um eure Rationen, bitte scheut euch nicht, diese unter tierarzt@vegdog.de zu stellen.
Euer VEGDOG-Team