Zecken gehören leider insbesondere zur warmen Jahreshälfte ebenso wie die Sonnenstrahlen. Nicht selten müssen wir unsere Fellnase von diesen lästigen Blutsaugern befreien. Wie ihr euren Vierbeiner gegen die Plagegeister schützen und somit trotzdem entspannt das tolle Wetter genießen könnt, erklärt euch unsere Tierärztin Carla in diesem Beitrag.
WELCHE ZECKEN GIBT ES IN DEUTSCHLAND?
In Deutschland spielen hauptsächlich zwei Arten eine Rolle: Der Holzbock, der von März bis Juni und September bis November aktiv ist und von Februar bis Dezember die Buntzecke. Die Braune Hundezecke ist zwar noch recht selten, kommt mit steigenden Temperaturen jedoch auch häufiger und dabei ganzjährig vor.
VON WELCHEN ERKRANKUNGEN SPRECHEN WIR ÜBERHAUPT?
Viele denken bei Zecken direkt an Borreliose. Doch tatsächlich ist das eher eine Krankheit, die nur beim Menschen wirklich zum Tragen kommt. Hunde können Borrelien sehr gut mit der Bildung von Antikörpern bekämpfen. Daher kommt es selten zu Symptomen oder einer Erkrankung. Auch FSME ist nur für Menschen eine ernstzunehmende durch Zecken übertragbare Krankheit.
Für den Hund relevante Krankheiten sind:
- Anaplasmose: Überträger sind der Holzbock und die Braune Hundezecke, welche 24-48 Stunden saugen müssen. Die Symptome sind sehr unspezifisch (z.B. Magen-Darm-Symptome, Husten, Anämie). Kann nach Diagnose (z.B. durch ein klinisches Bild) mit Antibiotika behandelt werden.
- Ehrlichiose: Die Braune Hundezecke ist ein Überträger und die Infektion erfolgt etwa 3 Stunden nach dem Stich. Die Symptome sind ähnlich der der Anaplasmose, vor allem in der akuten Phase (z.B. Fieber, Magen-Darm-Symptome, Blutungen). Verlauf ist meist schwerwiegender als der der Anaplasmose. Nach Diagnose (z.B. durch ein Blutbild oder Blutausstrich) kann der Erreger dennoch nicht eliminiert werden, sondern lediglich durch eine Antibiose die Symptome gelindert werden.
- Hepatozoonose: Übertragung durch Schlucken oder Zerbeißen der Braunen Hundezecke. Symptome sind z.B. intermittierendes Fieber, Durchfall, Anämie, Nasen- und Augenausfluss. Teilweise können sie lebensbedrohlich sein. Die Diagnose kann durch einen Blutausstrich oder PCR aus dem Blut erfolgen. Der Erreger kann jedoch nicht eliminiert werden. Betroffene Hunde haben häufig keine Symptome. Ansonsten müssen sie mit Antibiotika und Antiparasitika behandelt werden.
- Babesiose: Die Buntzecke muss für eine Infektion mindestens 24 Stunden gesaugt haben. Die Erkrankung kann symptomlos, akut oder chronisch verlaufen. Fieber, Mattigkeit, Anämie und auch akutes Nierenversagen sind beispielhafte Symptome. Nach Diagnose (z.B. durch einen Blutausstrich oder einen PCR) kann mit einem Antiparasitikum behandelt werden.
WARUM IST DAS ABSUCHEN NACH DEM SPAZIERGANG SO WICHTIG?
Es gibt einige Erkrankungen, für die die Zecke viele Stunden bis teilweise sogar mehrere Tage gesaugt haben muss. Das können wir durch ein regelmäßiges Absuchen – vor allem nach Spaziergängen – verhindern und somit der Übertragung von Krankheitserregern vorbeugen.
WIE ENTFERNE ICH EINE ZECKE RICHTIG?
Die Zecke mithilfe einer Zeckenzange (nicht mit den Fingern!) möglichst nah an der Haut fassen. Hierbei sollte der Körper der Zecke nicht gequetscht werden, da sie ihren Mageninhalt sonst womöglich in den Hund entleert. Die Zecke langsam in Richtung des Stichkanals herausziehen. Nicht drehen! Denn dadurch kann das Mundwerkzeug abreißen.
Nach dem Entfernen solltet ihr die Einstichstelle gut beobachten. Sollte die Stelle anschwellen, sich röten oder der Hund sich auffällig verhalten, bitte umgehend beim Tierarzt vorstellen.
WAS KANN ICH ZUR PRÄVENTION TUN?
Es gibt eine wirksame Mittel gegen Zecken. Hier gilt es, das individuell Beste herauszufinden:
- Zeckenhalsbänder sondern einen für die Zecke unangenehmen Geruch ab. Kommt die Zecke dennoch auf den Hund, wird sie durch Kontakt mit dem Fell sofort abgetötet. Sie sind je nach Hersteller wasserfest und wirken bis zu 8 Monate.
- Spot-Ons wirken 4-6 Wochen und verteilen sich mit einem Kontaktgift auf der Fettschicht der Haut. Kinder sollten nicht in Kontakt mit größeren Mengen kommen.
- Kautabletten wirken etwa 6 Monate. Der Vorteil ist, dass der Wirkstoff beim Baden im See nicht abgewaschen wird (und somit ins Wasser gelangt) und Kinder ihn nicht aufnehmen können. Für Hunde mit neurologischen Erkrankungen muss der Rat des Tierarztes eingeholt werden, welche Präparate sich eignen.
Bitte grundsätzlich nicht auf Zeckenmittel aus dem freien Verkauf oder dem Internet zurückgreifen, sondern nur Mittel vom Tierarzt verwenden, da manche Präparate unwirksam oder sogar schädlich sein können.
Grundsätzlich ist zu sagen, dass das Risiko einer Erkrankung durch fehlenden Zeckenschutz höher ist als das Auftreten von Nebenwirkungen von geprüften Zeckenschutzmitteln.
WAS GIBT ES FÜR ALTERNATIVE PRÄVENTIONSMÖGLICHKEITEN?
- Ätherische Öle sind nicht nur kaum wirksam gegen Zecken, sie können bei Hunden außerdem Hautreizungen oder Allergien hervorrufen.
- Die zeckenabwehrende Eigenschaft von Kokosöl ist nicht wissenschaftlich belegt, weder für das äußere Auftragen, noch für die Aufnahme über das Futter. Auch ein gesundheitlicher Vorteil konnte bei Kokosöl bisher nicht festgestellt werden. Der Hund nimmt also nur unnötige Kalorien auf.
- Bernsteinketten funktionieren nach dem Prinzip der elektrischen Ladung. Diese können sich aber nur entladen, wenn das Tier geerdet ist. Da eine Zecke aber auf einem anderen Tier sitzt, fehlt der Kontakt zum Boden und die abwehrende Entladung bleibt aus.
- EM-Keramikhalsbänder sollen Zecken durch Mikroorganismen abwehren. Da Keramik allerdings bei 700 Grad erhitzt wird, überleben auch keine Mikroorganismen.
Ein Schutz durch alternative Mittel ist somit nicht gewährleistet, so dass lieber auf ein geprüftes Zeckenmittel vom Tierarzt zurückgegriffen werden sollte.
IN WELCHEM ZEITRAUM SOLLTE DER HUND GESCHÜTZT SEIN?
Da die in Deutschland heimischen Zecken viele Monate oder sogar ganzjährig aktiv sind, sollte der Hund bestenfalls auch ganzjährig geschützt sein. Zumindest von Februar bis zum Winter sollte ein Schutz gewährleistet sein.
Eine gründliche Auseinandersetzung mit Zecken ist also absolut notwendig, um unsere Vierbeiner vor diesen Plagegeistern zu schützen und gemeinsam vor allem die warme Jahreszeit genießen zu können.